Das geschlechtsbezogene Bildungsgefälle bei allgemeinen Bildungsabschlüssen hat sich in den meisten Ländern der Europäischen Union und anderen Entwicklungsländern umgekehrt, sodass heute mehr Frauen als Männer eine Universität besuchen. Allerdings gibt es weiterhin ein große geschlechtsbezogene Unterschiede bei Bildungsweg und Fächerwahl. Insbesondere in den MINT-Fächern (Mathematik, Information, Naturwissenschaft und Technik) hält sich das Geschlechtergefälle hartnäckig. Es entsteht am Beginn der Sekundarstufe, verstärkt sich über den weiteren Bildungsweg und führt zu einer geschlechtsbezogenen Segregation des Arbeitsmarkts. Dies verhindert die Gleichstellung von Frauen und Männern und die optimale Nutzung individueller Fähigkeiten und senkt die Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb muss erforscht werden, warum sich diese geschlechtsspezifischen Unterschiede so hartnäckig halten und welche Faktoren sie auf den einzelnen Bildungsstufen begünstigen. Da sich Art und Stärke des Geschlechtergefälles von Bildungsstufe zu Bildungsstufe unterscheiden, sind entlang des Bildungswegs unterschiedliche politische Strategien und Maßnahmen erforderlich.